Ein neues Büro anzumieten ist heute wesentlich komplexer als früher, sagt Andreas Rehberg, Sprecher der Geschäftsführung von Grossmann & Berger und GPP-Sprecher. Warum, erläutert er hier.
Bitte erklären Sie uns Ihre These.
Andreas Rehberg: Früher musste eine neue Fläche in erster Linie rechnerisch zur Mitarbeitendenzahl passen und die Kostenvorgaben erfüllen. Das Büro ist schließlich nach den Personalkosten der zweitgrößte Kostenblock. Wir Makler wurden involviert, sobald es an die Flächensuche oder Mietoptimierung ging.
Und das ist heute anders?
Andreas Rehberg: So ist es. Eine Standortüberprüfung und -suche umfasst viel mehr Aspekte, Phasen und Beteiligte.
Wieso das?
Andreas Rehberg: Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs um gute Leute. Heute können Unternehmen sich ihre Mitarbeitenden nicht mehr aussuchen, stattdessen ‚bewerben‘ sich Unternehmen bei ihren Fachkräften. Deshalb ist das Büro auch einer der wichtigsten Bausteine der Unternehmenskultur und des Employer Brandings. Oder sollte es sein.
Was bedeutet das?
Andreas Rehberg: Unternehmen fangen bei ihrer Standortsuche viel früher an und lassen sich viel länger professionell begleiten. Der erste Schritt ist eine umfassende Bedarfsanalyse. Im Idealfall sind wir Makler bereits an diesem Schritt beteiligt.
Warum ist das so wichtig?
Andreas Rehberg: Weil wir Erfahrungen mit anderen Unternehmen haben. Wissen, welche Ansätze bei ihnen funktioniert haben und welche nicht. Und dank unserer guten Kontakte auch Best Practices besichtigen können. Weil wir wissen, wo welche Flächen verfügbar sind, mittel- bis langfristig auf den Markt kommen und welche Standorte zu welchen Firmen passen. Weil wir langfristig mit Eigentümern zusammenarbeiten und deshalb ihre Anforderungen und Verhandlungsbereitschaft kennen.
Was genau sollten Unternehmen zu Beginn analysieren?
Andreas Rehberg: Wo ihre Mitarbeitenden wohnen. Wie sie zur Arbeit kommen. Wie sich ihre Tätigkeiten zeitlich und räumlich strukturieren. Wann und bei welchen Tätigkeiten sie mobil oder zu Hause arbeiten.
Klingt ein bisschen nach ‚Big Data‘.
Andreas Rehberg: Stimmt (lacht). Aber ohne eine solide Bedarfsanalyse wird eine Standortverlagerung heutzutage schwierig. Ebenso wenn die Analyseergebnisse nicht konsequent umgesetzt und in eine entsprechend hochwertige, stringente Designsprache ‚übersetzt‘ werden oder wenn der Standortwechsel nicht engmaschig kommunikativ begleitet wird. Denn es besteht immer die Gefahr, bei einer derart umfassenden Veränderung gute Leute zu verlieren.