Das volatile Zinsniveau und die politische Lage in Osteuropa sorgen weiterhin für Zurückhaltung unter Investoren. Welche Käufergruppen sind in diesem herausfordernden Marktumfeld aktiv? Und worauf achten Käufer derzeit besonders?
Insbesondere zum Jahresende 2022 fanden auf dem Investmentmarkt für gewerbliche Immobilien in Hamburg vermehrt kleinvolumige Transaktionen statt. Von insgesamt rund 80 Abschlüssen im gesamten Jahr lagen nahezu 90 % im Größensegment unter 100 Mio. €. Rund 83 % lagen unter 50 Mio. € und etwa 50 % sogar unter 20 Mio. €. Die aktivsten Käufergruppen bei kleinvolumigen Transaktionen waren private Anleger, Corporates bzw. Eigennutzer und Projektentwickler. Private Anleger und Projektentwickler waren bereits 2021 verstärkt an Transaktionen unter 50 Mio. € beteiligt, Corporates bzw. Eigennutzer waren 2022 hingegen aktiver als im Vorjahr. In der zweiten Jahreshälfte etablierten sich vor allem eigenkapitalstarke Investoren aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus als Käufer und sicherten sich wertstabile Core-Immobilien in zentralen Lagen. Sie nutzten die Zurückhaltung der institutionellen Investoren und zeigten sich als Käufer aktiver. In Zeiten der Niedrigzinsphase kamen sie nur selten zum Zug. 2022 lag der Anteil der Transaktionen von Family Offices im gesamten Jahr bei rund 14 %.
„Besonders die aktuell zurückhaltenden institutionellen Investoren legen großen Wert auf die Erreichung von ESG-Kriterien für Core-Immobilien“, erklärt Sandra Ludwig, Geschäftsführerin von Grossmann & Berger. Nachhaltigkeit ist für Investoren ein äußerst relevanter Faktor. „Wir bewerten Objekte, die wir betrachten, unter anderem auch danach, wo sie sich auf dem Pfad des ‘Carbon Risk Real Estate Monitors‘ befinden“, sagt Axel Steinbrinker, Immobilienberater Investment bei Grossmann & Berger. „Dieser schätzt die zukünftige Klimaverträglichkeit einer Immobilie sowie die potenziellen finanziellen Risiken einer schlechteren Energieeffizienz ein und definiert Dekarbonisierungsziele, um ein Stranded Asset zu vermeiden.“ Auch die ESG-Kriterien, die sich auf die Bereiche Social und Governance beziehen, wie die Mieter und die soziale Nutzung eines Objektes, spielen bei der Bewertung eine Rolle. „Für einen Wiedergewinn an Marktdynamik muss trotz ESG-Konformität zunächst eine kalkulierbare Zinsstabilität erreicht werden, sodass Investoren mehr Planungssicherheit gewinnen und vor allem die institutionellen Investoren wieder aktiver werden“, so Ludwig. „Damit rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte.“