Homeoffice, new work und mobiles Arbeiten – die Arbeitswelt hat während der pandemischen Ausnahmesituation so umwälzende Veränderungen erlebt wie lange nicht. Häufig war ein Abgesang auf das Büro die Folge. Warum das so gar nicht der Wahrheit entspricht, erklärt Andreas Rehberg, Sprecher der Geschäftsführung von Grossmann & Berger, Mitglied von German Property Partners (GPP).
Herr Rehberg, was tun die Unternehmen eigentlich selbst, um ihre Angestellten zu motivieren, wieder ins Büro zu kommen?
Andreas Rehberg: Das ist unterschiedlich. Die Otto Group zum Beispiel hat sich letztes Jahr etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Als Partner der Triennale der Photographie Hamburg hat das Handelshaus an seinem Hauptsitz einen Ausstellungsparcours zu dem Motto ‚Kunst schafft Begegnung und Kollaboration‘ präsentiert, den Mitarbeitende in einer ‚Kunstpause‘ mit einer speziellen App durchlaufen konnten. Andere Großunternehmen haben ihre bereits bestehenden Angebote ausgebaut: Der Softwarekonzern SAP bietet an seinem Hauptsitz in Walldorf unter anderem mehr Kinderbetreuung und Sportmöglichkeiten an. Bei dem IT-Unternehmen Bechtle in München können die Mitarbeitenden ihre Wäsche abgeben und sich abends aus der Kantine ein fertiges Abendessen für Zuhause mitnehmen.
Warum sollten Angestellte wegen eines fertigen Abendessens lieber ins Büro gehen wollen?
Andreas Rehberg: Der Gedanke dabei ist, Mitarbeitenden ihren Alltag so leicht wie möglich zu gestalten. Ein fertiges Abendessen spart den Gang in den Supermarkt und die Zeit in der Küche. Dadurch steht den Angestellten mehr Freizeit zur Verfügung, und der Arbeitgeber unterstützt deren Work-Life-Balance. Das wissen Mitarbeitende heute sehr zu schätzen.
Derartige Angebote funktionieren also?
Andreas Rehberg: Sicher nicht bei jedem Unternehmen. Bei Goldman Sachs in New York haben kostenloses Frühstück und Mittagessen im Büro jedenfalls nicht für mehr Anwesenheit gesorgt, deswegen hat die Bank das Angebot schon nach ein paar Monaten ausgesetzt.
Was lassen sich Unternehmen noch so einfallen?
Andreas Rehberg: Einen Koch für das gemeinsame Mittagessen, einen Food Truck auf dem Firmengelände, Massage- und Physiotherapietermine direkt am Arbeitsplatz, Gutscheine für das Fitnessstudio nebenan oder einen DJ für das abendliche Feierabendbier. Die Bandbreite ist wirklich groß. Wichtig ist, dass die Maßnahmen zur Unternehmenskultur und den Branchengepflogenheiten passen. Ansonsten verpufft ihre Wirkung.
Das klingt kreativ. Aber bringt das auch was?
Andreas Rehberg: In meinen Augen ist der richtige Standort der Dreh- und Angelpunkt für alle weiteren Entscheidungen. Seit Ende der Pandemie und mit zunehmenden Fachkräftemangel bedeutet das hauptsächlich, dass Mitarbeitende ihn gut erreichen und während und nach der Arbeit schnell Besorgungen machen können. Zentralität ist also der entscheidende Faktor.
Mitarbeitende legen mittlerweile auch großen Wert auf eine ansprechende Arbeitsumgebung.
Andreas Rehberg: Richtig. Das ist die zweite wichtige Stellschraube, bei der Mitarbeitende möglichst miteingebunden werden sollten. Die Haspa beispielsweise hat in ihrer neuen Zentrale im ‚Deutschlandhaus‘ Testflächen eingerichtet, in der ihre Belegschaft ausprobieren kann, wie sich das neue Arbeiten anfühlt und was am besten funktioniert. Die Büros von heute und morgen sind der Ort für die persönliche Kommunikation. Ich bin da einer Meinung mit Cawa Younosi, Global Head of People Experience bei SAP, der gesagt hat: ‚Wir brauchen die Büros als modernes Lagerfeuer – für den persönlichen Kontakt.‘