Digitale Tools sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Welche Möglichkeiten und Herausforderungen sich durch digitale Angebote bei der Vermarktung von Wohn-Immobilien ergeben, erläutert
Frank Stolz, Geschäftsleiter Neubau Hamburg, im Gespräch mit der G&B-Pressestelle.
Was hat sich bei der Immobilienvermarktung gegenüber früher geändert?
Frank Stolz: Fast alles. Früher hat man mit hohem Streuverlust Anzeigen in der Zeitung geschaltet, konnte aber nicht nachvollziehen, ob Interessenten tatsächlich dadurch auf die Immobilie aufmerksam geworden sind. Dann entstanden die Immobilienportale, die das gesamte Angebot am Markt transparenter gemacht haben. Daneben gibt es die Social-Media-Kanäle und GoogleAds, die uns als Makler eine spitzere Zielgruppenansprache erlauben und Messungen ermöglichen.
Wie müssen wir uns das vorstellen?
Stolz: Bei Facebook, Instagram und LinkedIn können wir genau festlegen, welche Nutzer mit welchen Eigenschaften unsere Kampagne erreicht. Mit fortschreitender Kampagnendauer verfeinern wir die Kriterien immer weiter. So erreichen wir nur noch die Nutzer, die auch wirklich Interesse an einem Immobilienkauf haben. Zielgruppen werden dadurch auch wesentlich greifbarer für uns als früher.
Welche Vorteile bieten digitale Kanäle noch?
Stolz: Wir sehen heute auch, über welchen Social-Media-Kanal und -Post Interessenten zu unseren Projekten und Objekten kommen. Und können dank dieser Messbarkeit unser Marketing entlang der Customer Journey viel effizienter ausrichten. Auch die Kommunikation mit Investoren, Auftraggebern und Bauträgern erleichtern uns heute digitale Anwendungen, zum Beispiel Realtydesk als digitaler Beratungsraum oder unsere Bauherren-App. Früher haben wir Bauträgern regelmäßig Vertriebsreports gemailt, heute haben sie über unsere App jederzeit Zugang zum Vertriebsstand. Selbst die Bemusterung von Wohnungen mit der gewünschten Ausstattung ist heute online möglich.
Sind der digitalen Immobilienvermarktung heute überhaupt Grenzen gesetzt?
Stolz: Noch ja. Das Geldwäschegesetz beispielsweise schreibt vor, dass wir die Identität von Interessenten persönlich prüfen müssen. Zur Beurkundung beim Notar muss mindestens eine Partei physisch anwesend sein. Und auch die Abnahme und Dokumentation etwaiger Baumängel hat in persona zu erfolgen. Allerdings wird auch an der Digitalisierung dieser Schritte bereits gearbeitet.
Und welche Herausforderungen gibt es?
Stolz: Digitale Tools bilden bisher nur einen Teil der Immobilienwertschöpfungskette ab, sie funktionieren nach dem Baukastenprinzip. Noch fehlt es an übergreifenden Standards und definierten Schnittstellen zwischen den einzelnen Komponenten. Die Tools zu finden, die einen wirklichen finanziellen Mehrwert erbringen, und anschließend alle notwendigen Schnittstellen zu schaffen, ist die Herausforderung.
Ist eine gänzliche Digitalisierung sinnvoll?
Stolz: Vieles spricht dafür, einiges dagegen. Eine Immobilientransaktion setzt großes Vertrauen voraus. Das gilt besonders beim Erwerb des Eigenheims, der für viele Menschen einmalig und die größte Investition ihres Lebens ist. Am besten lässt sich Vertrauen nun mal im persönlichen Gespräch aufbauen. Deswegen werden wir Immobilienmakler neben den digitalen Kanälen immer auch die direkte, persönliche Beratung anbieten.
Herr Stolz, vielen Dank für das Gespräch.