Der Wunsch nach dem eigenen Zuhause oder nach einem attraktiven Immobilien-Investment hat sich durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkt. Aber nicht nur der Produktmangel erschwert die Suche nach der passenden Immobilie. In Zeiten des Klimawandels stellt sich auch immer mehr die Frage, wie nachhaltig bzw. ökologisch die Immobilie gebaut ist oder wird. Unser Geschäftsführer
Lars Seidel erläutert im Gespräch mit der Pressestelle, wie nachhaltig die Immobilienbranche derzeit ist.
Herr Seidel, wo steht die Immobilienbranche aktuell in puncto Nachhaltigkeit?
Lars Seidel: Das kommt auf die einzelnen Segmente und auf das individuelle Produkt an. Fakt ist, dass etwa 35 Prozent des jährlichen Endenergiebedarfs in Deutschland dem Gebäudesektor zuzuordnen sind. Somit hat dieser Bereich ein sehr großes Einsparpotenzial, was die Politik und die Bauwirtschaft vor neue Herausforderungen stellt. Hinzu kommt das Ziel der Bundesregierung, bis 2050 einen klimaneutralen Immobilienbestand zu erreichen.
Die Politik geht das Thema ja schon zum Teil mit Gesetzen an…
Lars Seidel: Das stimmt, aber eben nur in gewissen Bereichen. Bei gewerblichen Immobilieninvestments unterliegen mittlerweile Produkte wie Immobilienfonds einem Klassifizierungssystem nach ESG-Norm mit ökologischen Nachhaltigkeitszielen. Im Bereich Wohnen gibt es durch das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) gesetzliche Anforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden.
Für Neubauten spielen Zertifikate ja auch eine große Rolle?
Lars Seidel: Ja, durchaus. Sie sind aber nicht allgemein verpflichtend und betreffen bisher nur einzelne Projekte oder Stadtteile. Beispielsweise hat die HafenCity Hamburg ein eigenes Zertifizierungssystem, auf dessen Basis sie das HafenCity Umweltzeichen vergibt. Mittlerweile werden in dem Stadtteil nur noch Gebäude nach höchstem Platin-Standard geplant. Die Stadt Hamburg erteilt bei Ausschreibungen den Auftrag oftmals nur, wenn auch das ökologische Konzept des Bauvorhabens überzeugt. Projektentwicklern steht Grossmann & Berger bei der Erarbeitung von nachhaltigen Konzepten beratend zur Seite.
Was hindert die Baubranche daran, allgemein umweltfreundlicher zu werden?
Lars Seidel: Ökologisches Bauen ist teuer, denn Sonderlösungen sind allein schon wegen der höheren Planungskosten aufwendiger und teurer. Der nach wie vor am häufigsten verwendete Baustoff ist Beton. Dessen Herstellung ist allerdings sehr energieaufwändig und verursacht hohe CO
2-Emissionen. Die Baubranche steht daher aktuell vor der großen Herausforderung, umweltfreundlichere Materialien zu produzieren und günstiges Bauen unter ökologischen und energetischen Gesichtspunkten zu ermöglichen.
Welche Rolle Nachhaltigkeitskriterien bei Bestandsimmobilien spielen, lesen Sie in Teil 2 des Interviews nächste Woche.