Wie man die deutschen Innenstädte stärkt, ist eines der aktuellen Megathemen. Im Gespräch mit Andreas Rehberg, Sprecher der Geschäftsführung von GPP-Mitglied Grossmann & Berger, wird deutlich, warum hierbei neben anderen Maßnahmen auch Büros eine wichtige Rolle spielen.
Während der Pandemie waren die Top-7-Büromärkte erstaunlich robust. Wie sieht es jetzt aus?
Andreas Rehberg: Viele Innenstädte profitieren enorm von Standortentscheidungen von Großunternehmen in diesen Jahren, beispielsweise von der DKB Bank oder Volkswagen Software in Berlin, der Haspa in Hamburg oder Nestlé in Frankfurt. Pandemiebedingte Nachholeffekte lassen allerdings langsam nach. Obwohl viele Unternehmen auf der Suche sind, geht der Flächenumsatz verglichen mit den Pandemiejahren zurück.
Woran liegt das?
Andreas Rehberg: Zum einen daran, dass momentan eher Mittelständler als Großunternehmen suchen, die per se weniger Fläche brauchen. Zum anderen hat das mit digitalen und flexibleren Arbeitsmodellen zu tun. Die Homeoffice-Quote in Deutschland lag 2022 laut Statistischem Bundesamt bei rund 25 Prozent, im April 2023 laut ifo-Institut bei IT-Dienstleistern sogar bei 71 Prozent.
Was bedeutet das?
Andreas Rehberg: Solch hohe Quoten könnten unsere Innenstädte ähnlich wie in einigen US-amerikanischen Städten massiv beeinträchtigen.
Inwiefern?
Andreas Rehberg: In San Francisco, Los Angeles, Seattle und New York stehen derzeit mehr als ein Viertel der Büroflächen leer. Einerseits wegen massiver Entlassungen der bisher marktbestimmenden Tech-Unternehmen wie Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft und anderen, andererseits wegen extrem hoher Homeoffice-Quoten. Durch den hohen Leerstand bleiben die ehemals lebendigen Quartiere leer, Geschäftsreisende bleiben aus. Dadurch fehlt es Geschäften und Gastronomen vor Ort an Umsatz. Das Erscheinungsbild der Gegend leidet, zunehmend auch durch Drogenabhängige und Obdachlose. Schließlich schießt die Kriminalitätsrate in die Höhe. Da setzt sich eine regelrechte Abwärtsspirale in Gang.
Das klingt dramatisch.
Andreas Rehberg: Ist es auch. Glücklicherweise sind wir in den deutschen Top-7-Büromärkten und auch in Hamburg sehr weit von diesen Verhältnissen entfernt. Hier hat nirgends eine einzige Branche so nachhaltig dominiert wie die Tech-Branche die Märkte in den USA. Angesichts von Leerstandsquoten durchgehend unter 10 Prozent bleibt das Büro noch immer das Zentrum wirtschaftlichen Handelns. Das Beispiel der USA illustriert aber, dass auch Büros für eine funktionierende Innenstadt wichtig sind.
Meistens stehen dabei eher Events und Einzelhandel im Vordergrund.
Andreas Rehberg: Stimmt, und beide haben auch ihre Berechtigung, genauso wie das Wohnen. Um Innenstädte dauerhaft und rund um die Uhr zu beleben, stellt man sie sich am besten wie eigene Stadtteile vor und entwickelt sie entsprechend ganzheitlich. Unabdingbar sind dabei Büros mit ihren frequenzbringenden Beschäftigten. Es haben also alle etwas davon, wenn wieder mehr Menschen ins Büro gehen.
Wenn Sie sich über den Bürovermietungsmarkt Hamburg informieren möchten, ist vielleicht unser Marktbericht zu diesem Thema von Interesse für Sie. Informationen zu den Top-7-Bürovermietungsmärkten finden Sie auf der Seite unseres Gewerbeimmobilien-Netzwerks German Property Partners im Menüpunkt Research.