Der Hamburger Bürovermietungsmarkt hat die Corona-Zeit gut überstanden. Tatsächlich hat die Pandemie wie eine Initialzündung für längst überfällige Entwicklungen gewirkt. Beispielsweise bei der Nachfrage, erläutert Andreas Rehberg, Sprecher der Geschäftsführung von Grossmann & Berger, Mitglied von German Property Partners (GPP).
Was prägt den Hamburger Markt für Bürovermietungen derzeit?
Andreas Rehberg: Ganz klar die veränderte Arbeitswelt. Während der Pandemie haben sich die Unternehmen angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ausführlich mit den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden und ihres Berufsnachwuchses beschäftigt. Anschließend haben sie hinsichtlich Arbeitsprozessen und Digitalisierung ihre ‚Hausaufgaben‘ gemacht.
Inwiefern?
Andreas Rehberg: Sie haben sich intensiv damit beschäftigt, wie und wo sie in Zukunft arbeiten wollen. Welche Prozesse welche Team- und Raumstrukturen erfordern. Welche sich wie digitalisieren lassen. Großunternehmen haben für derartige Planungen, die auch die Unternehmenskultur zum Gegenstand haben können, häufig eigene Abteilungen. Daher sind ihre Pläne mittlerweile umsetzungsreif und prägen dieses Jahr die Nachfrage.
Über welche Unternehmen sprechen wir dabei?
Andreas Rehberg: Über die Haspa beispielsweise, die sich für einen Umzug ihrer knapp 1.500 Mitarbeitenden in das neue ‚Deutschlandhaus‘ am Gänsemarkt direkt in der City entschieden hat. Der IT-Dienstleister für die öffentliche Verwaltung Dataport zieht rund 1.900 Beschäftigte von drei Standorten im ‚Hanse Center‘ in der City Süd zusammen. Aber auch der Mineralöl- und Erdgaskonzern Shell, der Waggonvermieter und Schienenlogistiker VTG, der städtische Forderungsmanager Kasse.Hamburg und der Medizinische Dienst Nord haben neue Büros angemietet. Sie haben sich entweder für zentral gelegene Neubauprojekte entschieden oder für hochwertige, gut angebundene Bestandsgebäude.
Was glauben Sie, wer die Nachfrage 2023 bestimmt?
Andreas Rehberg: Ich bin mir ziemlich sicher, dass im nächsten Jahr der Mittelstand nachzieht.
Warum?
Andreas Rehberg: Die Nachwuchsprobleme im ‚Kampf um Talente‘ beschränken sich ja nicht nur auf Großunternehmen. Auch der Mittelstand ist davon massiv betroffen. Teilweise ist die Lage hier sogar noch ernster, da der Nachwuchs häufig große Unternehmen bevorzugt und viele Mittelständler weniger bekannt sind. Die hohe Nachfrage mittelständischer Firmen können wir bereits jetzt an den aktuellen Anfragen ablesen.
Das heißt, Sie rechnen mit einem dynamischen Jahr 2023?
Andreas Rehberg: Ja. Nach mehreren Großabschlüssen dieses Jahr wird es 2023 jedoch mehr mittelgroße Abschlüsse geben.